zurück zur Übersicht
Andere Kategorie
zurück zur Übersicht

Torsten Denker vom Campingplatz in Damp: „Ich kann nachts nicht mehr schlafen“

Torsten Denker ist Platzleiter auf dem Campingplatz Damp-Dorotheental. Im Hintergrund sieht man einen Teil der Verwüstung infolge der Sturmflut an der Ostseeküste.

Die Sturmflut an der Ostseeküste hat in Damp (Schleswig-Holstein) einen Schaden in Millionenhöhe verursacht. Unter den Betroffenen ist auch der Campingplatz Dorotheental.

„Ich kann nachts nicht mehr schlafen“, sagt Torsten Denker. Der 51-Jährige ist Platzleiter auf dem Campingplatz Damp-Dorotheental. „Ich kenne all die Besitzer hinter den Wohnwagen. Für mich ist das auch ein emotionales Thema. Ich bin ja keiner vom Abbruchunternehmen, sondern auf dem Campingplatz kennen wir uns alle untereinander – Urlauber, Betreiber.“ Maren Tramm, die mit ihrem Ehemann Peter das Urlaubsresort besitzt, sagt: „Für viele ist Camping ein zweites Zuhause. Einige werden dort quasi geboren.“ An Entspannung und Wohlfühlen ist auf dem Areal derzeit aber nicht zu denken. Mit ihrer geballten Wucht hatte die Sturmflut am Freitag, den 20. Oktober, die einstige Urlaubsoase massiv beschädigt.

Am Montag nach der Sturmflut, als sich die Naturgewalt bereits wieder zurückgezogen hatte, sind die Spuren der Verwüstung nach wie vor sichtbar. Wohnwagen, die von der Wucht der Wellen aufeinander gestapelt wurden, zerstörte Vorzelte und tiefe Pfützen. „In einem unserer Gebäude, das wir zwar schützten, aber in das dennoch Wasser hinein gelangte, stand das Wasser bei ruhigem Wellengang auf einer Höhe von 1,76 Metern. Da kann man sich vorstellen, was für eine Masse mit den Wellen kam. Die Wohnwagen wurden teilweise von der Ostsee überspült“, berichtet Denker. „Uns sind acht Bungalows abgesoffen.“ Ein weiteres Gebäude nahe der Platzeinfahrt sei nur nicht von den Wassermassen betroffen gewesen, weil es mit diversen Sandsack-Türmen gesichert wurde.

Eine Luftbildaufnahme zeigt das ganze Ausmaß der Sturmflut auf dem Campingplatz Damp-Dorotheental.

Aufräumarbeiten haben begonnen

Mit freiwilligen Helfern und Campern hat sich Denker zusammengetan und mit den Aufräumarbeiten begonnen. Dazu zählt auch, die von der Flut durch die Gegend geschleuderten Gegenstände abzutransportieren. Alle Wohnwagen müssen in den kommenden Wochen genaustens untersucht werden, um deren Schadensbilder zu ermitteln. Viel Hoffnung gibt es da nicht.

Die Wucht der Wellen zeigt auch dieses Bild vom Campingplatz Damp-Dorotheental.

Denn: Salzwasser fördert die Korrosion - das Material der Wohnwagen reagiert also auf das Salzwasser. Die Folge: Die Rost-Gefahr steigt erheblich. „Ich schätze, dass circa acht Wohnmobile die Flut überlebt haben“, sagt der 51-Jährige. Rund 360 Fahrzeuge haben ihr Plätzchen auf dem Campingplatz in Damp-Dorotheental gefunden. Heißt: Nur zwei Prozent hätten den Angriff der Naturgewalt überlebt. „Wir wissen nicht mal, wo wir mit unseren Aufräumarbeiten anfangen sollen, weil fast alles Schrott ist. Das ist eine Katastrophe für alle“, erklärt Denker. „Viele Familien nutzen Camping als günstige Urlaubsalternative, da sie kein Geld haben, um sich ein neues Wohnmobil zu kaufen. Deren Resort ist gerade zerstört worden.“

Urlauber packen mit an und spenden Bier

In den kommenden Wochen und Monaten gilt es, den Campingplatz Stück für Stück wieder herzurichten. Nahezu jeder Wohnwagen muss einzeln von seiner Stellfläche geholt werden, Bäume müssen gefällt werden. „Wenn alle mithelfen und die Leute nicht nur kommen, um ihre Fahrzeuge abzuholen, können wir mit vier Wochen rechnen“, sagt Denker.

Die Naturgewalt hat kräftig gewütet – und auf dem Campingplatz einen Schaden in Millionenhöhe angerichtet.

Von solch einem Egoismus ist auf dem Campingplatz aber keine Spur. Bei einem Besuch am Montag sind viele freiwillige Helfer zu sehen, darunter auch Camper. Mehr noch: Man unterstützt einander? Es wird einander unterstützt. Als Dankeschön für das Engagement in den vergangenen Tagen haben Küstenurlauber dem Ehepaar Tramm, Denker und seinem Team eine Kiste Bier gespendet.

Keine Gedanken an die Tourismussaison im Mai in Damp

Gedanken verschwenden an den Start der neuen Tourismussaison 2024 will Denker derweil nicht. „Jetzt heißt es erst einmal Ärmel hochkrempeln und anpacken. Wir retten, was zu retten ist. Weitergehen muss es ja irgendwie und wir wollen das Beste daraus machen.“

Der Campingplatz Damp-Dorotheental ist nicht das einzige Urlaubsresort, das Opfer der Sturmflut wurde. Die Plätze in Waabs sowie weitere Areale entlang der Ostseeküste sind ebenfalls massiv beschädigt worden.