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Nach der Ostsee-Sturmflut: So starten Camper und Platzbetreiber in die neue Saison

Die Großfamilie Rüdiger aus Dortmund will zu Ostern mit mehreren neuen (gebrauchten) Wohnwagen in die Saison starten. An zurückliegenden Wochenenden sind sie schon angereist und bauen ihre insgesamt vier Parzellen nach dem Ostsee-Hochwasser auf. Schwiegervater Mark Wintch baut am neuen Vorzeltboden.

An Ostern beginnt die neue Campingsaison 2024. Auf den insgesamt 13 Plätzen in Schwansen werden die letzten Schäden der Ostsee-Sturmflut beseitigt. So haben sich Camper und Betreiber vorbereitet.

Die Sonne scheint, die ersten Frühlingsblüher sorgen für Farbe und lassen die teilweise verheerenden Schäden nach dem Ostsee-Hochwasser im Herbst vergessen. Auf den 13 Campingplätzen in Schwansen laufen die letzten Vorbereitungen zum Start in die neue Saison. Bereits jetzt am Osterwochenende wird ein Großteil der Dauercamper vorbeischauen, damit rechnet Klaus Wilke. Er betreut den Campingplatz Gut Karlsminde.

Er erwartet zum Start zunächst etwas unruhige Zeiten. „Fast alle Camper müssen ja ihre Parzellen nach dem Hochwasser herrichten.“ Bei ihnen haben 55 der 450 Dauercamper die Plätze aufgegeben. Die Plätze haben sie schwerpunktmäßig an Camper aus Schleswig-Holstein und Hamburg vergeben, darunter sehr viel junge Familien mit Kindern. „Das ist gut für den Platz“, sagt Wilke.

Sturmflut: Hunderte Wohnwagen von Ostsee überflutet

Der Start in die neue Saison ist aber anders als in den Vorjahren. Auf vielen Plätzen fanden in den Wintermonaten umfangreiche Instandsetzungsarbeiten statt. Manche Plätze entlang der Ostseeküste und der Schlei waren weniger betroffen, bei anderen wurden Hunderte Wohnwagen von der Ostsee überflutet. Dort haben viele Dauercamper auch ihr Hobby aufgegeben.

„Wir fangen wieder bei Null an.“

Simone Rüdiger - Dauercamperin aus Dortmund

So auch die Großfamilie Rüdiger aus Dortmund. Sie haben vier Parzellen nebeneinander. Drei der vier Wohnwagen haben sie entsorgen müssen. „Wir fangen wieder bei Null an“, berichtet Simone Rüdiger. Nur wenig Ausrüstung konnten sie in Karlsminde retten. Und auch die Stellplätze müssen sie alle wieder herrichten. Die Männer der Familie sind schon mehrere Wochenenden angereist, um neue Wohnwagen und Ausrüstung mitzubringen und auch die Plätze für die Vorzelte neu zu bauen. „Aufgeben war für uns keine Option, wir wollen uns hier die Freiheit erhalten“, sagt Simone Rüdiger. Sie war schon vor über 30 Jahren mit ihrer Mutter auf dem Platz. Sie und ihr Mann Andreas haben jetzt gut 30.000 Euro investiert, „vieles bleibt aber erst einmal provisorisch, das braucht eben Zeit. Hauptsache, es geht jetzt wieder los“.

Zum Campingstart an Ostern hat auch Louisa Schipolowski alle Hände voll zu tun. Sie kümmert sich um den kleinen Bäcker- und Kaufladen in Karlsminde, den die Bäckerei Mordhorst aus Loose betreibt.

Aufgeben war auch im Camp Langholz in Waabs keine Option für Christoph Albrecht. Der 50-Jährige hatte 2020 den Familienplatz mit 140 Plätzen in Langholz übernommen. Dort hatte die Sturmflut massive Schäden am Platz und den besonderen Glamping-Unterkünften angerichtet. So waren die Safari-Lodge und die zwei Pods (Wohnfässer) zerstört worden. Derzeit renovieren sie noch vier Zirkuswagen, nur ein fünfter, der aus dem Hochwasser gerettet werden konnte, steht schon nach Ostern zur Verfügung. Sie hoffen bis Pfingsten die beliebten Mietobjekte wieder anbieten zu können.

Ab Gründonnerstagabend werden die noch abgesperrten Bereiche im Camp Langholz voll belegt sein. Von den Zirkuswagen steht nach Ostern erst einer wieder zur Verfügung, an den anderen dauern die Schadensbeseitigung nach dem Ostsee-Hochwasser an.

„Seit wir auch in dem Campingführer Camping-Glück sind, kommt genau das Publikum, was hierhin passt.“

Christoph Albrecht - Inhaber und Betreiber Camp Langholz

Ab Gründonnerstag ist sein Platz, der sich durch sein Ambiente deutlich von klassischen Campingplätzen abhebt, gut gebucht. Nachhaltigkeit, natürliche Materialien und keine klassischen Parzellen versprühen auf dem Platz ein Van-Live-Feeling. Albrecht: „Seit wir auch in dem Campingführer Camping-Glück sind, kommt genau das Publikum, was hierhin passt.“ Auch Astrid Kulas (58) aus Hamburg fühlt sich im Camp Langholz richtig wohl. Sie kennt den Platz noch aus der eigenen Kindheit. Während ihr Bruder Gunnar den Platz der Eltern fortführte, fängt sie jetzt erst als Dauercamper an.

Astrid Kulas aus Hamburg hat sich auf dem Camp Langholz einen Traum erfüllt. Sie startet in die neue Saison mit einem Zirkuswagen als Wohnwagen.

Statt eines Kunststoffwohnwagens hat sie sich einen Zirkus-/Bauwagen bauen lassen. Astrid Kulas: „Der passt hier genau hin, gerade weil ich auch natürliche Materialien liebe.“ Christoph und das Team hätten alles mit so viel Liebe wieder hergerichtet, „für mich ist es hier wie nach Hause kommen“. Sie plant fest ein, dass sie auf Karfreitag die erste Nacht in ihrem Holzwagen verbringt.

Noch auf die Schnelle vor der Anreise der Urlauber verlegen Torsten Denker (r.) und sein jahrzehntelanger Mitarbeiter Stanislaw Ratajczak auf dem Campingplatz Dorotheenthal Stromkabel. Nach dem Ostsee-Hochwasser fallen immer wieder Leitungen aus.

Auch in Damp Dorotheenthal laufen die Vorbereitungen zum Saisonstart auf Hochtouren. „Vor allem der Strom ist es, der uns immer wieder beschäftigt“, berichtet Torsten Denker, der den Platz mit 300 Dauercampern führt. Wasser und Strom seien ganz offensichtlich das Wichtigste für die Camper. Und so erneuern sie bis zum letzten Tag vor der Eröffnung Kabelstränge.

Denker und sein Team machen drei Kreuze, wenn sie den Start an Ostern ohne zu große Probleme meistern. Bei ihnen hoben 71 Dauercamper ihre Verträge auf. „Nur eine Handvoll Plätze sind noch frei, die Nachfrage ist ungebrochen hoch“.

„Wir haben sofort, als das Wasser wieder raus war, den ganzen Wohnwagen entkernt.“

Sascha Bielenberg - Dauercamper in Dorotheenthal

Voller Vorfreude auf den Start sind Sonja und Sascha Bielenberg (50 und 53 Jahre) aus der Nähe von Husum. Für sie ist der Start nun aber etwas ganz Besonders. Ihr Wagen war im Herbst-Hochwasser 80 Zentimeter hoch überspült worden. „Wir haben sofort, als das Wasser wieder raus war, den ganzen Wohnwagen entkernt“, berichtet der 53-Jährige. Dann wurde über Wochen getrocknet.

Sonja und Sascha Bielenberg aus der Nähe von Husum haben ihren Wohnwagen nach dem Ostsee-Hochwasser komplett entkernt und getrocknet. Jetzt bauen sie ihn wieder auf, um von Gründonnerstag auf Karfreitag wieder in die neue Saison zu starten.

Die letzten Wochenenden haben sie den Wagen wieder hergerichtet und einen neuen Fußboden, neue Tapeten und Möbel angeschafft. Einen neuen Wagen wollten sie nicht kaufen. Sie wollen die erste Nacht im neuen alten Wagen auf Karfreitag verbringen. „Das hat Hand und Fuß, was Sascha gemacht hat“, meint Torsten Denker. Vermutlich hätten nicht alle Camper ihre Wagen so akribisch getrocknet. Er vermutet, dass bei dem einen oder anderen Wohnwagen über den Winter Folgeschäden entstanden sind.